Nordseeraum im Klimawandel: EU fördert Forschungsprojekte für Wasser- und Bodenmanagement mit 4,6 Mio. Euro, der Dachverband Feldberegnung Uelzen ist mit einem Teilprojekt beteiligt
Die Grundwasser- und Bodenressourcen der Nordseeregion stehen durch den Klimawandel, der menschlichen Nutzung und den daraus folgenden Landschaftsveränderungen unter Druck. Die Verfügbarkeit von ausreichend hochqualitativem Wasser erfordert unverzüglich systemische Strategien. Das Projekt „Blue Transition“ unter Leitung des Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) fokussiert auf ein nachhaltiges Wasser- und Bodenmanagement, um die Resilienz des Nordseeraums zu stärken. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) fördert „Blue Transition“ im Interreg Nordsee Programm für dreieinhalb Jahre mit rund 4,6 Mio. Euro bei einem Gesamtbudget von 7 Mio. Euro. Der Dachverband Feldberegnung Uelzen ist mit dem Projekt „WaterFarmers“ und einem Projektbudget von rund 355.000 € und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Bezirksstelle Uelzen mit 54.000 € beteiligt.
Hannover/Uelzen. Es ist eine der großen Herausforderungen der Menschheit im 21. Jahrhundert jederzeit ausreichend Süßwasser in guter Qualität zur Verfügung zu haben. Die EU-Strategie zur Anpassung an den Klimawandel sowie die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und die EU-Richtlinien für Grundwasser, Wasser und Böden fordern einen schnellen und systematischen Wandel. Mit dem Verbundprojekt „Blue Transition“ soll so ein systematischer Wandel durch ein integriertes Wasser- und Bodenmanagement unter Betrachtung komplexer sich gegenseitig beeinflussender Faktoren nachhaltig ermöglicht werden. Dafür werden in 16 Pilotgebieten in Dänemark, den Niederlanden, Schweden, Belgien, Frankreich und Deutschland in einem transnationalen Ansatz Lösungen entwickelt und Erkenntnisse für Wasserverbände, Landwirte, Behörden und die Gesellschaft abgeleitet. Durch veränderte Landnutzungen und integratives Management von Wäldern, landwirtschaftlichen Flächen, urbanen Räumen, Mooren, Feucht- und Naturschutzgebieten sollen sowohl kurz- als auch langfristig Grundwasserressourcen nachhaltig gesichert, die künftige Verfügbarkeit von Wasser in guter Qualität gewährleistet, natürliche Lebensräume geschützt sowie zur Verringerung von CO2-Emissionen beigetragen werden.
„Mit der Bewilligung fördert die Europäische Union ein wichtiges interdisziplinäres und länderübergreifendes Projekt, um die nachhaltige Bewirtschaftung des Nordseeraums zu sichern“, erklärt Prof. Dr. Mike Müller-Petke, der die Grundwasserforschung am LIAG leitet. „In den Pilotgebieten sollen praktische Lösungen gefunden werden. Diese zielen unter anderem auf die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen und/oder den darunter liegenden Grundwasserleitern in Marsch und Geest, auf die Erhaltung und die Wiedervernässung von Mooren oder auf ein urbanes Wassermanagement.“
Das Projekt des Dachverbandes Feldberegnung Uelzen (DFU) „WaterFarmers“ sollen lokale Konflikte zwischen den Anforderungen der EU Wasserrahmenrichtlinie, des Schutzes grundwasserabhängiger Landökosysteme und der Entnahme von Grundwasser zur Bewässerung lösen, erklärt der zuständige Projektingenieur des DFU, Jörg Martens. Ohne ausreichend Wasser zur Feldbewässerung können landwirtschaftliche Betriebe die zunehmende Trockenheit im Sommer nicht bewältigen. Ziel ist es, praktische Maßnahmen zu entwickeln, die technische Umsetzbarkeit zu bewerten und zu testen sowie die sozioökonomische Akzeptanz der Maßnahmen zu prüfen. Im Ergebnis soll ein Gleichgewicht zwischen Naturschutz und Grundwasserentnahme erreichbar werden. Abschließend sind die erarbeiteten Maßnahmen rechtliche zu bewerten und mit den zuständigen Behörden abzustimmen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei derartige internationalen Projekten sind intersektionale Kooperationen mit den Projektpartnern. Unterstützt wird der DFU von der Bezirksstelle Uelzen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Das Konsortium besteht aus 24 Partnern aus sechs Ländern und baut auf das im Jahr 2021 abgeschlossene EU-Projekt TOPSOIL auf. In Deutschland sind neben dem LIAG (Hannover) und dem der Dachverband Feldberegnung Uelzen, der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (Brake), das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (Hannover), die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Oldenburg und Uelzen), die Universität Bremen sowie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hannover) beteiligt. Das große Konsortium verbindet Wissenschaft, Regierung, Industrie, Interessenvertreter und Gesellschaft, um die Umsetzung der Maßnahmen transnational und innovativ voranzutreiben und zu verbreiten. Ein Auftaktveranstaltung aller Beteiligten ist im kommenden Winter geplant.
>> Weitere Informationen unter dem Link: Blue Transition Blue Transition | Interreg North Sea
PROJEKTZUSAMMENFASSUNG
Allgemeiner Ansatz:
Anpassung an zunehmende Dürren durch eine Reorganisation der Grundwasserentnahme zum Schutz von Fließgewässern und grundwasserabhängigen Land-Ökosystemen trotz der zunehmenden Notwendigkeit der Feldbewässerung mit Grundwasser; Ausgleich des Grundwasserbedarfs (Natur und Bewässerung); Ergebnisse aus dem im Interreg NSR-Projekt „TopSoil“ entwickelten „Triple-Monitoring“-Ansatz (d.h. Identifizierung der Auswirkungen spezifischer Grundwasserentnahmen auf kleine Fließgewässer).
Verknüpfung von Themen:
Kooperatives Grundwasserentnahmemanagement; Verbesserung der ökologischen Situation; Grundwasseranreicherung mit z.B. Klarwasserabläufen aus Kläranlagen oder Niederschlagswasser
Aktivitäten
Durch das erstellte hydrogeologische Modell / Grundwasserströmungsmodell und in Verbindung mit dem dreifachen Monitoring-System aus dem Projekt TopSoil haben wir die Möglichkeit, Regionen zu identifizieren, in denen der Bedarf nicht mehr durch das Grundwasser gedeckt werden kann, ohne negative Auswirkungen auf grundwasserabhängige Land-Ökosysteme und Gewässer oder Bäche zu haben. Außerdem werden wir Gebiete identifizieren, in denen die bisherigen Grundwasserentnahmen fortgesetzt werden können und in denen sogar eine Zunahme der Grundwasserentnahme stattfinden kann.
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Ablauf
Das Projekt wird zunächst diese Gebiete identifizieren und dann gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort an Wegen und Maßnahmen arbeiten, um ein Grundwassermanagement und ein Gleichgewicht zwischen diesen Gebieten zu erreichen, ohne dass einzelne Regionen von der Versorgung mit Bewässerungswasser aus dem Grundwasser abgeschnitten werden. Insofern handelt es sich bei diesem Projekt um ein Klimaanpassungsprojekt.
Der Dachverband „Feldberegnung Uelzen“ hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Ausgleich zu ermöglichen. Weiterhin sollen grundwasserabhängige Land-Ökosysteme und Bäche geschützt und erhalten werden. Dies erfordert eine Stabilisierung des Niedrigwasserabflusses in den Bächen und Flüssen der Region sowie des Grundwasserspiegels in den grundwasserabhängigen Land-Ökosystemen.